Zu viel Liebe
Füttern ist Liebe – das war das Thema des letzten Beitrags. Doch was, wenn gut gemeint nicht gleich gut gemacht ist? Was passiert wenn Betteln mit Hunger verwechselt und Futter zur wichtigsten Form der Zuwendung wird? Dann kann aus Zuneigung schnell ein gesundheitliches Risiko werden.
Tatsächlich sind heute fast 50 % aller Haustiere übergewichtig. Die Folgen sind gravierend: Gelenkprobleme, Herz-Kreislauf-Belastungen, Diabetes, Hauterkrankungen und eine geschwächte Immunabwehr sind typische Folgen. Zusätzlich kann Übergewicht das Tumorrisiko erhöhen und führt oft zu einer geringeren Lebensqualität. All diese Faktoren können die Lebenserwartung eines Haustiers um etwa 20 % verkürzen.
Was als gut gemeintes „Verwöhnen“ beginnt, kann also ernsthafte Auswirkungen auf Lebensqualität und Gesundheit haben.
Dabei geht es längst nicht nur um Ästhetik. Übergewicht ist ein medizinisches Problem – und es betrifft nicht nur ältere Tiere. Schon im jungen Alter kann ein falsches Fütterungsverhalten die Weichen für spätere Erkrankungen stellen. Wer das Gewicht seines Tieres im Blick behält, übernimmt Verantwortung: für ein langes, aktives und glückliches Leben.
Fazit: Liebe zeigt sich nicht in der Menge des Futters, sondern in der Achtsamkeit. Eine bedarfsgerechte, ausgewogene Ernährung kombiniert mit ausreichend Bewegung ist der beste Weg, um seinem Tier nachhaltig Gutes zu tun. Das bedeutet nicht, auf Genuss zu verzichten – sondern klug zu füttern und die Beziehung bewusst zu gestalten.
Als tierärztliche Ernährungsberaterin erlebe ich täglich, wie sehr sich Tierhalter bemühen, alles richtig zu machen – und wie oft sie dabei mit widersprüchlichen Informationen kämpfen. Umso wichtiger ist es, dass auch die Futtermittelindustrie Verantwortung übernimmt: mit transparenten Deklarationen, ehrlicher Beratung und durchdachten Produkten.