Mythos: der Hund muss wie ein Wolf ernährt werden
Bekanntermaßen stammt unser heutiger Haushund vom Wolf ab. Er hat sich aber über die vielen Jahre seiner Domestikation verändert: sein Aussehen und sein Verhalten lassen dies auf den ersten Blick erkennen, aber auch sein Magen-Darm-Trakt gleicht nicht mehr dem eines Wolfes.
Hund und Wölfe zählen zu der Ordnung der Carnivora, den Raubtieren. Jedoch sind nicht alle Carnivora zwangsläufig auch Carnivoren (Fleischfresser). Hunde und auch Wölfe gehören zu den sogenannte Carni-Omnivoren (fleischorientierte Allesfresser), die bei großem und leicht verfügbarem Angebot gern auch auf pflanzliche Nahrung ausweichen (z.B. Fallobst). Der Hund hat aber im Laufe seiner Domestikation auch noch die Fähigkeit erlangt Stärke zu verdauen. Ihm gelingt dies 5x besser als dem Wolf.[1] Er ist also nachweislich dazu in der Lage stärkereiche Nahrung zu verwerten.
Ein weiteres Problem an der Ernährung des Hundes nach dem Vorbild des Wolfs ist die Zusammensetzung der Nahrung. Die Beute des Wolfs sind Wildtiere, die sich entsprechend ihres natürlichen Bedarfs ernähren/ihr Futter suchen und dann vom Wolf erlegt und gefressen werden. Unsere Haushunde werden mit dem Fleisch unserer Schlachttiere gefüttert, die bei der Schlachtung ausbluten und dadurch einige wichtige Nährstoffe verlieren. Darüber hinaus werden die Nutztiere nicht mehr natürlich gehalten und anders ernährt als sie es in Freiheit tun würden, so dass die Nährstoffzusammensetzung ihrer Muskulatur und Organe nicht mit der Beute des Wolfs zu vergleichen ist.
Auch sind die Anforderungen an Hund und Wolf sehr unterschiedlich: wie jedes Wildtier hat der Wolf als Lebensziel die Erhaltung seiner Art. Das Ziel ist also kein langes Leben, sondern die Fortpflanzung. In freier Natur überleben die meisten Wölfe das 2. Lebensjahr nicht und ihre durchschnittliche Lebensdauer liegt bei nur 5-6 Jahren.[2] Wir aber wollen, dass unsere Tiere lange und gesund mit uns zusammen leben. Dies ist mit einer ausgewogenen und bedarfsgerechte Fütterung sowie dem Einsatz von z.B. Ballaststoffen und Antioxidantien zu beeinflussen/unterstützen.
Mythos: BARF ist die beste Ernährungsweise für Hunde und Katzen
Fakt ist, dass eine ausgewogene BARF-Ration den Hund oder die Katze ebenso gut mit allen Nährstoffen versorgen kann, wie ein Alleinfuttermittel.
BARF-Rationen sind üblicherweise Mischkalkulationen und es wird nicht täglich das Gleiche gefüttert. Entscheidend ist, dass das Tier mit einem Nährstoff nicht dauerhaft über- oder unterversorgt ist, denn anders als wir Menschen sind unsere Haustiere nicht in der Lage Fehlernährungen durch „Gelüste“ auszugleichen. Daher gilt das Argument, dass wir Menschen ja auch nicht täglich das Gleiche bzw. ausgewogen essen und trotzdem gesund sind, leider nicht. Auch Blutuntersuchungen liefern nur bedingt Hinweise auf eine ausgewogene Nährstoffversorgung des Tieres. Nur eine bedarfsdeckende und ausgewogene Rationsgestaltung, die viel Wissen und Erfahrung erfordert, kann hier Abhilfe schaffen.
Vorteile des BARFens:
- Futtermittel/Zutaten können selbst ausgewählt werden
- geringere Nährstoffverluste, da kein Erhitzen stattfindet
- Fress- und Kauvergnügen wenn ganze Fleischstücke und Knochen verfüttert werden
Nachteile des BARFens:
- Rohfütterung birgt Infektionsgefahr für den Menschen, vor allem für Kleinkinder, Schwangere sowie ältere und chronisch kranke Personen, die mit dem Hund zusammen leben
- Selten auch für den Hund selbst, wenn dieser z.B. selbst krank ist
- Fundiertes Wissen über Nährstoffbedarf und -versorgung der Tiere muss vorhanden sein
Wissenschaftlich ließ sich bisher auch kein Vorteil der Rohfütterung gegenüber der Verwendung kommerzieller Nahrung beweisen.
Mythos: Hunde und Katzen sind Fleischfresser und brauchen Fleisch
Hund und Katzen gehören zu den sogenannten Carnivoren, was aber nicht bedeutet, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes ausschließliche Fleischfresser sind. Sie fressen mehr oder weniger ganze Beutetiere und nehmen so alle lebensnotwenigen Nährstoffe auf (z.B. Knochen: Calcium und Phosphor; Blut: Eisen und Natrium; Leber: Vitamin A, D und B12, Kupfer). Katzen zählen zu den strikten Fleischfressern, die auf tierische Kost angewiesen sind, da einige Nährstoffe ausschließlich tierischen Ursprungs sind (die Aminosäure Taurin, die Fettsäure Arachidonsäure, das Vitamin A). Hunde hingegen sind Carni-Omnivoren, also Allesfresser mit überwiegend fleischlicher Kost.
Jedoch benötigt kein Lebewesen zwingend einen bestimmten Rohstoff, wie z.B. Fleisch. Das was wir alle brauchen, sind Nährstoffe. Muskelfleisch liefert als Nährstoffe z.B. Proteine und einige Mineralstoffe sowie sehr wenige Vitamine.
Proteine sind aber auch in Pflanzen vorhanden (z.B. Soja) und auch die in Fleisch enthaltenen Mineralstoffe, lassen sich durch pflanzliche Lebensmittel beziehen. Insgesamt ist Muskelfleisch ein eher schlechter Mineralstofflieferant (bis auf Phosphor), dafür aber eine hochwertige, sehr gut verdauliche Proteinquelle. Viele Mineralstoffe und auch Vitamine sind in tierischen Nebenprodukten wie Leber, Niere und Milz enthalten. Diese Organe fallen unter die sog. tierischen Nebenprodukte und werden vom Verbraucher häufig verteufelt. Die Verwendung von tierischen Nebenprodukten ermöglich es aber, das Tier mit weniger ernährungsphysiologischen Zusatzstoffen füttern zu müssen. Gänzlich kann darauf jedoch trotzdem nicht verzichtet werden, da die Gehalte in den Organen häufig nicht zur Deckung des Bedarfs ausreichend sind.
Für Hund und Katze ist also nicht die Tatsache, dass viel Fleisch in der Ration enthalten ist, entscheidend, sondern dass sie mit allen essentiellen Nährstoffen versorgt werden und das schafft Fleisch alleine nicht.
Mythos: je größer der Kothaufen, desto schlechter das Futter
Diverse Faktoren haben Einfluss auf die Verdaulichkeit eines Futters. Besonders hervorzuheben ist die Zusammensetzung und die Behandlung der eingesetzten Rohstoffe selbst. Die Verdaulichkeit der Rohstoffe hat zum einen Einfluss auf die Kotmenge, kann sich aber auch auf das Allgemeinbefinden des Tieres auswirken (Durchfall, Blähungen).
Fakt ist: Je kleiner der Haufen, desto verdaulicher ist das Futter. Allerdings sagt die Verdaulichkeit nichts über die Qualität als Alleinfuttermittel aus.
Ein Futter sollte so zusammengesetzt sein, dass es sämtliche lebensnotwendigen Nährstoffe liefert (=Alleinfuttermittel). Dazu zählen essentielle Aminosäuren und Fettsäuren, Vitamine, Spuren- und Mengenelemente. Diese sind in Rohstoffen enthalten, die ihrerseits unterschiedliche Verdaulichkeiten aufweisen können.
Insbesondere durch pflanzliche Faserstoffe kann die Verdaulichkeit eines Futters stark reduziert und die Kotmenge erhöht werden (10 % schlechtere Verdaulichkeit führt zu einer Verdopplung des Kotvolumens). Höhere Fasergehalte kommen häufig bei Reduktionsdiäten zum Einsatz, da sie dem Tier u.a. ein längeres Sättigungsgefühl vermitteln können. Und auch für die Darmgesundheit sind Faserstoffe wichtig, da sie die im Darmtrakt lebenden und gewünschten Bakterien mit Futter versorgen und die Darmperistaltik anregen. Gänzlich darauf zu verzichten, wäre daher überhaupt nicht sinnvoll.
Mythos: Tierische Nebenerzeugnisse im Tierfutter sind Müll und schädlich
Alle vom Tier stammenden Reststoffe, die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind, sind sog. tierische Nebenprodukte. Diese Nebenprodukte werden nach ihrem Risiko in drei Kategorien eingeteilt: 1 (mit hohem Risiko) – 3 (mit geringem Risiko). Zu Tierfutter darf lediglich Material der Kategorie 3 verarbeitet werden.
Darunter fallen generell schlachttaugliche Tiere, geschlachtete oder getötete (Wild-)Tiere, die als genusstauglich gelten, aus kommerziellen Gründen aber nicht dafür bestimmt sind und Schlachtkörper die als genussuntauglich gelten, aber keine Anzeichen von übertragbaren Krankheiten aufweisen. Im Einzelnen sind das Teile von tauglichen Tieren, die in der Human-Ernährung selten verwendet werden, z.B.: Pansen, Euter, Schlund, Herz, Lunge, aber auch Nebenprodukte, die nicht für menschlichen Verzehr geeignet sind, wie Häute, Hufe, Borsten, Federn.[3] Diese Produkte sind jedoch schwer verdaulich und können nur in geringen Mengen aufgenommen werden. Kein Futtermittelhersteller ist daran interessiert, dass sein Futter zu Blähungen, Durchfall etc. führt und verzichtet daher auf den Einsatz der Produkte im Fertigfutter. Diese Produkte sind aber als Kauartikel erhältlich.
Entgegen einiger dubioser Internetquellen dürfen Kot, Urin sowie Inhalt des Verdauungstraktes, Kadaver von Heim-, Zoo- oder Zirkustieren, mit Gerbstoffen behandelte Häute, Holz und Sägemehl sowie einiges weitere NICHT[4] zu Futter verarbeitet werden.
Tierische Nebenerzeugnisse sind also kein Müll, sondern Rohwaren, die hochwertige Nährstoffe liefern.
Mythos: Nass- und Trockenfutter darf man nicht mischen
Hier besteht die Angst, dass Trockenfutter deutlich länger im Magen verweilt als Nassfutter und dies zu Verdauungsbeschwerden führt. Je nach Feuchte-, Fett- und Rohaschegehalt des Futters variiert die Verweildauer des Futterbreis im Magen und es ist korrekt, dass Trockenfutter meist länger im Magen verbleibt, als Nassfutter. Ein gesunder Magen ist aber, ähnlich wie auch der von uns Menschen, dazu in der Lage, damit umzugehen. Nicht ganz grundlos Form etc. (siehe Darm mit Charm).
Futterkombinationen sind also prinzipiell erlaubt. Natürlich gibt es aber immer mal Tiere, die sehr empfindlich sind und für die eine getrennte Fütterung erforderlich ist.